Pressemeldung Nr. 85 vom

Regional- und Minderheitensprachen im Bundestag Polat: Sprachenvielfalt als Sternstunde des Parlaments

Am Donnerstag (2. März) findet im Deutschen Bundestag eine Vereinbarte Debatte zu den Regional- und Minderheitensprachen statt. Anlass ist der 25. Jahrestag des Inkrafttretens der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Filiz Polat, Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Parlamentskreis Plattdeutsch, freut sich auf eine Debatte in den Minderheiten- oder Regionalsprachen.

„In meinem Wahlkreis, dem Landkreis Osnabrück, wird noch viel Platt gesprochen und für viele gehört das Plattschnacken einfach zum Alltag. Die Debatte im Bundestag wird daher zu einer kleinen Sternstunde des Parlaments, wenn die sprachliche Vielfalt Einzug hält. Der Jahrestag der UN-Charta ist ein schöner Anlass. Fraktionsübergreifend liegt uns viel daran, diesen Sprachschatz zu erhalten, denn Sprache verbindet. Sie stiftet Identität und Zugehörigkeit und ist gerade für die Minderheiten selbst enorm wichtig.“

Anerkannte deutsche Minderheiten sind die Friesen, die Dänen, die Sorben und die Sinti & Roma, die ihre eigenen Sprachen pflegen. Hinzu kommt Plattdeutsch bzw. Niederdeutsch als Regionalsprache, die in vielen Dialekten von NRW und hauptsächlich Norddeutschland bis Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gesprochen wird.

„In Niedersachsen, im Saterland, haben wir mit dem Saterfriesischen die kleinste Minderheitensprache Europas – nur noch ca. 2.000 Personen sprechen Saterfriesisch. Damit diese Sprache nicht verloren geht, fördert der Bund erstmalig die Stelle des Saterfriesischbeauftragten auch finanziell. Noch wichtiger sind aber die vielen kleinen Initiativen von Ehrenamtlichen vor Ort. Sie leben die Sprache, geben sie weiter und bewahren sie vorm Aussterben“, so Polat. „Daher ist der Schutz der Minderheitensprachen und der Regionalsprache Niederdeutsch auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Als Gesellschaft stehen wir in der Verantwortung, uns am politischen Umsetzungsprozess der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen zu beteiligten.“

Die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen wurde am 5. November 1992 vom Europarat gezeichnet. Die Bundesrepublik Deutschland gehörte zu den elf Erstunterzeichnern und hat die Charta 1998 ratifiziert. Inzwischen haben 25 Staaten die Charta ratifiziert. Mit der Unterzeichnung hat sich Deutschland verpflichtet, die Sprachen der vier in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten sowie die Regionalsprache Niederdeutsch zu schützen und zu fördern.

Vereinbarte Debatten finden im Bundestag zu aktuellen Anlässen statt, ohne dass es dazu schriftliche Vorlagen gibt. Zuletzt hatten sich die Vertreter*innen der Minderheitenorganisationen gewünscht, dass ihre Sprachen erneut Thema im Bundestag werden. Der Parlamentskreis Plattdeutsch hatte diesen Wunsch unterstützt und die Vereinbarte Debatte angestoßen.

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